Du bist großartig, ABER…

Ich bin eine großartige Frau! Das wurde mir schon sehr oft bestätigt. Ich bin kreativ, spontan, ein wenig verrückt, liebevoll, umsorgend, voller Zuneigung und im Bett eine Granate. ABER! Vier Buchstaben und ein Todesstoß. Jedes noch so zärtlich dahin geraspelte Kompliment voller Ehrlichkeit wird mit einem klitzekleinen Wörtchen zerstört. Wer hat das eigentlich erfunden? Und was macht das eigentlich aus uns?

Du bist eine super Freundin

In meiner Laufbahn an gescheiterten Dates habe ich auch schon oft Menschen kennengelernt, die dann zu guten Freunden und Wegbegleitern wurden. Gott sei Dank! Denn ohne sie wüsste ich nicht, wo ich heute wäre. Eigentlich waren das immer die schönsten Dates und irgendwie auch die coolsten Momente. Es hat eben auch ein gescheitertes Date etwas für sich.

Aber es gibt natürlich auch die Dates, die super verlaufen. Es entsteht ein Knistern, ein Funken, irgendwas ist da in der Luft. Und das ist super! Wohoo, Miss Spock ist wieder auf der Spur, da ist etwas in Aussicht. Und die Gegenseite sieht mich offenbar auch mehr als Prinzessin denn Vulkanierin.
Und so datet man sich, trifft sich und hat eine schöne Zeit – bis plötzlich – das ABER auftaucht. Jenes kleines Wort, das sehr viel zunichte machen kann.

Es ist gut, wenn sich das „Aber“ im Wortschatz befindet. Es hilft uns darüber nachzudenken, was wir wirklich wollen. Es hilft uns abzuwägen, ob die Entscheidung und der Wunsch, den wir haben, auch wirklich richtig ist. Ein „Aber“ zeigt uns das Kleingedruckte in einem vermeintlich perfektem System auf. Von dem her ist „Aber“ also an und für sich eine ziemlich nützliche Sache. Nicht umsonst heißt es „Ohne Wenn und Aber“, wenn man voll und ganz hinter einer Sache steht….aber….tun wir das?

Die Sache mit den Optionen

Gerade in der Partnerschaft kann ein „Aber“ unglaublich lästig sein. Ich lasse mich mit einem Menschen ein, mit dem ich, wenn’s gut läuft, auch noch sehr lange halten soll….aber….tut es das? Genau und da sind wir auch schon bei einem Punkt angekommen, der anfängt das Kleingedruckte zu suchen.

Man findet sich, öffnet sich, lernt sich kennen. Und weil alles so verdammt gut läuft, wird nun danach gesucht, wo der Haken an der Geschichte sein könnte. „Er ist super lieb, fürsorglich, zuvorkommend, ABER….er schnarcht.“ „Sie sieht toll aus, ist so offenherzig, temperamentvoll, kreativ, ABER…sie hat so ein komisches Lachen.“ Nun ist natürlich die Frage gerechtfertigt, ob ich den Rest meines Lebens mit einem Schnarcher oder einer seltsam lachenden Frau verbringen möchte. Das ist GUT an der Sache… ABER…wir bohren weiter. Wo gibt es noch Haken? Wie viele „Aber“ kann das Gegenüber aus der Tasche zaubern und gibt es dann nicht vielleicht noch viel bessere Alternativen? Tinder ist nur einen Wisch entfernt, das nächste Date ist mit einem Kaffee auch gleich günstig investiert. Warum sollte ich mich großartig mit „Aber“ auseinandersetzen, wenn man nicht doch ein bisschen weiterschauen kann? Oder, wenn ein Aber doch mal nervt, warum kann ich dann nicht einfach kleinlaut zurückrudern und festlegen, dass ich jetzt doch eben keine Beziehung zu einem Menschen möchte? Weil mir das Nachdenken über ein Aber, was jeder Mensch mit sich bringt, zu anstrengend ist? Warum kann ich ein Aber nicht ohne Wenn und Aber akzeptieren?

Ich bin keine Option

Zumindest sage ich mir das immer wieder. Denn, wenn man nur lange genug nach einem Sandkorn im Getriebe sucht, findet man plötzlich irgendwann eine ganze Sahara bei einem Menschen. Er schnarcht, zieht hässliche Socken an, ist irgendwie doch etwas dümmlich und eigentlich will ich mich jetzt auch nicht damit auseinandersetzen, dass er mir gerade seine Liebe schenkt…aber nett ist er trotzdem…

Und dann beginnt die große Gefahr der Freundschaften. Wenn ich einen Menschen treffen, der super ist, aber zu viele „Abers“ für mich mitbringt, kann man den sich ja bei Gelegenheit als Freund warmhalten. Und somit verfrachten wir sehr viele Menschen auf das Freundschaftsgleis. Ein gemütlicher Waggon, den man sich mal anhängt, wenn es gerade langweilig ist, den man aber auch schnell wieder abschieben kann, wenn die nächste heiße Lok im Bahnhof der Liebe einfährt.

Nur, um ein netter Waggon zu werden, muss der Waggon das auch mit sich machen lassen. Und ich bin eine der Personen, die das sehr oft mit sich hat machen lassen. „Du bist so wundervoll, großartig, mit dir habe ich so viel gelernt und gespürt…aber….lass uns Freunde bleiben.“ Und in der Hoffnung, dass der andere vielleicht doch noch drauf kommt, dass man ja eigentlich die perfekte Ergänzung im Leben wäre, lässt man sich auf das Freundschaftsgedöns ein. Manchmal sogar auf Freundschaft mit gewissen Vorzügen. Rein aus der Situation heraus, dass man von allem das Beste haben kann, ABER eben nicht alles. Das Wenn und Aber wird mal auf die Seite geparkt, aber nicht mitgenommen, ehe man da auch wieder abgestellt wird.

Mittlerweile versuche ich mich nicht mehr auf das ABER einzulassen. Ich bin kein ABER. Ich bin keine gute Freundin, wenn es gerade passt. Ich bin keine Option, die man mal in den Terminkalender schiebt und auch nicht die kostenlose Psychologin, die zuhört, wenn die andere heiße Lok sich auch nur als viel heißer Dampf entpuppt. Ich bin Miss Spock! Definitiv faszinierend, liebend, selbstbewusst, kreativ, liebend, fürsorglich – und mit einer Menge von „Aber“ im Gepäck, die es aber nur in der Gesamtausgabe gibt. Und die man durchaus lieben kann (und verzweifeln).

In diesem Sinne, bleibt verliebt, lasst euch nicht auf Abers ein und sucht den Sand in der Wüste, aber nicht im Leben.

Eure Miss Spock

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