
Ich bin ein Beziehungsmensch. Das ist die schöne Umschreibung von „Person, die nicht alleine sein kann“. Meine Psychotherapeutin und zahlreiche Coaching-Blogs helfen mir gerade dabei, daran zu arbeiten. Und es funktioniert, sehr oft sehr gut. Aber genauso oft falle ich wieder in ein Loch und denke, dass ich der einsamste Mensch neben dem letzten Einhorn bin. Und so fühle ich mich dann auch. Und nicht nur mir geht es so. Laut Umfragen fühlen sich rund 30 % der Deutschen zumindest hin und wieder mal einsam. Ich bin also in guter Gesellschaft – welch Ironie!
Auf der Suche nach Liebe
Objektiv betrachtet, war ich, seitdem ich weiß wie das mit Bienchen und Blümchen läuft definitiv öfters liiert als Single. Ich hatte Beziehungen, Affären, Freundschaft mit gewissen Vorzügen, Beziehungen mit gewissen Nachteilen, sogar einen One Night Stand, also das volle Spektrum. Miss Spock hat die Galaxie der Liebe genau erforscht und immer noch keinen Plan! Aber da geht es auch nicht nur um Begegnungen der zweiten und dritten Art, sondern auch um ein Gefühl: Liebeshormone.
Wer liebt, bzw. verliebt ist, schüttet Dopamine, Serotonine, also den vollen Cocktail an Glücksstoffen aus. Man ist wie auf Droge. Und wenn diese Liebe plötzlich wegfällt, dann kommt der kalte Entzug. Nicht nur, dass Lebenspläne, Wünsche, Träume und Vertrautheit plötzlich den Gulli der Herzlosigkeiten hinuntergespült wird: Man hat nicht mehr die Hormondröhnung. Und was macht ein Junkie, dem seine Pillen weggenommen wurde? Richtig, er macht sich auf die Suche nach neuem Stoff! In diesem Fall geht das bequem virtuell auf dem wahrscheinlich größten Liebesdrogen-Umschlagplatz der Welt: Tinder.
Qualität hat seinen Preis
Auf Tinder tummeln sich weltweit über 57 Millionen Nutzer, in der Hoffnung Mr oder Mrs Right oder zumindest den Fun für die Nacht zu finden. Das ist doch schon mal ein gutes Angebot. Aber: Quantität hat nichts mit Qualität zu tun. Und hier gebe ich offen und ehrlich zu: Ich bin auf Tinder und ich habe Tinder Gold! Ein echter Junkie zahlt eben ein bisschen, um zumindest schon mal ein bisschen den Stoff auswählen zu können.
Dazu muss ich sagen: Die Swiperei hat sich bei mir die letzten Jahre auch oft gelohnt, immerhin hab ich so mehrere Beziehungen und ein paar andere Kreaturen kennengelernt, die mein Leben mehr oder weniger bereichert haben. Dazu mal in einem anderen Post mehr. Generell teile ich meine Matches in drei Kategorien: Frösche, Prinzen und Freunde.
Frösche: Da fallen erst mal ziemlich 97% rein. Das sind all jene, die vielleicht optisch ein wenig interessant wirken, aber bei denen man schon nach 3 Sätzen chatten weiß: Nope. Oder die man gleich nach links swiped. Und bevor hier gleich der Shitstorm losgeht: Jeder ist in 99% der Fälle der Frosch. Also nur weil du mein Frosch bist, ist das per se nicht dramatisch. Er passt einfach nicht zu mir, es funkt nicht, es ist eben keine Anziehung da. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das bei mir auch bei 99% der Fall ist. Wir sind eben alle irgendwie eine Amphibie: Weder Fisch noch Landtier – irgendwie süß, irgendwie komisch und können uns nicht entscheiden.
Prinzen: Aber hallo schöner Mann! Oder schöne Frau… Das sind die Profile, die auf den ersten Blick verlockend, verführend und toll sind. Total selten, aber der Grund, warum Tinder Gold sein Geld wert ist. Die Texte sind lustig, der Chat intensiv, die Dates ein Traum! Prinzen.
Nun kommt die schlechte Nachricht: So ziemlich alle Prinzen verwandeln sich im Laufe der Zeit doch in Frösche! Aber siehe oben: Wir sind alle Amphibien. Sollte sich dein Prinz (oder Prinzessin) nicht verwandelt haben: Glückwunsch!
Freunde: Das sind die, die irre cool sind, die lässig sind, die eigentlich auch optisch ziemlich okay sind… ABER. Genau, das super tolle Wort ABER! Es funkt nicht, irgendwas fehlt, es ist die Magie irgendwie anders. Und trotzdem. Diese Person bereichert unseren Alltag. Sie ist großartig, auch ein Frosch und trotzdem einfach wirklich eine klasse Persönlichkeit.
Übrigens: Ich habe mal einen Prinzen kennengelernt! Im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt, dass er aber ein ziemlicher Frosch ist. Um nicht zu sagen manchmal sogar ein Molch oder eine Kaulquappe. Am Ende allerdings, zeigte sich, dass ich auch für ihn ein Frosch bin und wir beide haben uns ziemlich viel um die Ohren gequakt. So lange, bis wir beste Freunde wurden. An dieser Stelle viele Grüße an Scotty! 😉